Löwen

Löwen
I
Löwen,
 
amtlich niederländisch Leuven ['løːvə], französisch Louvain [lu'vɛ̃], Hauptort der Provinz Flämisch Brabant, Belgien, an der Dijle, 87 900 Einwohner. Die Katholische Universität (gegründet 1425) wurde als Folge des flämisch-wallonischen Sprachenstreits 1970 in zwei unabhängige Universitäten aufgeteilt; in Löwen verblieb die (niederländischsprachige) Katholieke Universiteit Leuven (für die französisch-sprachige wurde der Campus Louvain-la-Neuve in der Gemeinde Ottignies-Louvain-la-Neuve errichtet); Museum Vander Kelen-Mertens (besonders flämische Malerei; brabantische Skulpturen, 15./16. Jahrhundert), städtisches Brauereimuseum u. a. Löwen hat Nahrungsmittelindustrie, Brauereien, Stahlbau, Farben-, Kunststoff-, Schuh- und Textilindustrie.
 
 
In der Mitte der kreisförmig angelegten Stadt liegt am Grote Markt das spätgotische Rathaus (1447-68) mit seinen drei skulpturengeschmückten Fassaden; im Innern Skulpturensammlung (C. Meunier, J. Lambeaux). Gegenüber dem Rathaus steht die spätgotische Sint-Pieterskerk, eine kreuzförmige Basilika (Chor von 1425-50 mit Umgang und Kapellenkranz; West-Türme unvollendet); im Kapitelsaal Museum für sakrale Kunst. Spätgotisch sind auch die Kirchen Sint-Kwinten (um 1450), Sint-Jacobs (15./16. Jahrhundert) mit romanischem Westturm und Sint-Gertrudis (15. Jahrhundert). Sint-Michielskerk (1650-71) ist eine der schönsten Barockkirchen Belgiens. Die Tuchhalle (14. Jahrhundert), bereits 1432 Sitz der Universität, brannte 1914 nieder und wurde zum Teil rekonstruiert. Der Neubau der Universitätsbibliothek erfolgte 1921-28 im Neurenaissancestil.
 
 
Löwen, erstmals im 9. Jahrhundert erwähnt, entwickelte sich aus einer Niederlassung an der Burg der Grafen von Löwen, die sich seit 1191 Herzöge von Brabant nannten. Sie machten Löwen, das begünstigt durch seine Lage am Handelsweg von Brügge nach Köln zu einem bedeutenden Handelsort aufgestiegen war und als Zentrum der brabantischen Tuchindustrie Weltgeltung besaß, seit dem 13. Jahrhundert zum Mittelpunkt ihrer Herrschaft. Mit der Gründung der Universität gewann Löwen 1425 neue Bedeutung. Seit dem 16. Jahrhundert verlor Löwen an Einfluss. Neue Möglichkeiten ergaben sich im 19. Jahrhundert mit Wiedereröffnung (1835) der 1797 geschlossenen Universität und der Anbindung an das Eisenbahn- und Kanalnetz.
 
 
W. Krings: Innenstädte in Belgien (1984).
 
II
Löwen,
 
Johann Friedrich, Theaterleiter und Schriftsteller, * Clausthal (heute zu Clausthal-Zellerfeld) 13. 9. 1727, ✝ Rostock 23. 12. 1771; nach journalistischer Tätigkeit und Zusammenarbeit mit einer Theatertruppe 1767/68 erster Direktor des neu gegründeten »Nationaltheaters« in Hamburg, wohin er G. E. Lessing als Dramaturg holte; lebte später als Registrator in Rostock. Neben einer »Geschichte des deutschen Theaters« (1766) schrieb Löwen auch Theaterstücke und Gedichte.
 
 
O. D. Potkoff: J. F. L., der erste Direktor eines dt. Nationaltheaters (1904).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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